Mehr Menschen ohne Wohnung

Meist haben sie durch Zwangsräumungen ihre Wohnungen verloren: Rund 175 Menschen – Alleinerziehende mit Kindern, Elternpaare mit Kindern oder auch Alleinlebende – leben aktuell in den Wohnanlagen für Wohnungssuchende (zum Vergleich: 2020 waren es 80 Bewohner*innen). Inzwischen betreut ein vierköpfiges Team die Klient*innen an vier Standorten. Um die von der Hansestadt Lübeck zugewiesenen Familien bestmöglich zu unterstützen und in den regulären Wohnungsmarkt zu reintegrieren, hat der Bereich Obdach sein Betreuungskonzept umgestellt und qualitätssichernde Maßnahmen eingeführt.

„Unser Team setzt sich jetzt überwiegend aus Sozialpädagoginnen und -pädagogen zusammen, die eine aufsuchende Beratungsarbeit leisten“, erklärt Bereichsleiter André Weidmann. Neben den beiden festen Wohnanlagen habe die Hansestadt inzwischen auch Wohnungen in Mehrfamilienhäusern und Hotels angemietet. „Dort werden die Bewohnerinnen und Bewohner von unseren Fachkräften ambulant betreut“, so Weidmann.

Die Gemeindediakonie Lübeck e.V. betreut seit 1994 wohnungslose Familien. Die Bewohner*innen werden durch die Hansestadt Lübeck zur Vermeidung ihrer Obdachlosigkeit zugewiesen. Ursachen für den Verlust der Wohnungen sind z.B. Mietschulden, fehlende Wohnkompetenz oder nicht angemessene oder unzumutbare Wohnverhältnisse.

Die Mitarbeitenden seien besonders qualifiziert, hätten beispielsweise auch Vorerfahrungen als Schuldnerberater*innen. „Zudem arbeiten wir mit verschiedenen Beratungsstellen sowie sozialen und städtischen Einrichtungen zusammen“, so André Weidmann. „Unter Einbeziehung dieser Partner folgt die Beratung einem festgelegten Standard als Casemanagement inklusive eines Maßnahmeplans.“ Ziel sei eine „individuelle, zielgenaue und langfristige Begleitung von ratsuchenden Bewohner*innen“.

Die tägliche Arbeit im Bereich Obdach sei ein „hochintensiver Bereich“, sagt André Weidmann, und sehr langwierig. „Die Begleitung dauert mehrere Jahre.“ Zunächst müssten sich die Menschen überhaupt öffnen und Vertrauen fassen, sich ihren Problemen wie etwa Verschuldung oder Sucht stellen. „Wir müssen erst einmal die Hintergründe zu ihrer Situation herausarbeiten, sie stabilisieren und sie langsam wieder dahin bringen, dass sie ihren Alltag bewältigen, einen Haushalt führen und ihre Finanzen verwalten können. Ziel ist immer die Förderung der Selbstständigkeit – also die Hilfe zur Selbsthilfe“, fasst Andre Weidmann zusammen. „Dabei feiern wir auch die kleinen Erfolge.“

zu Obdach & Asyl
Bereich Obdach & Asyl Illustration
Hier können Sie von Obdachlosigkeit bedrohte Menschen mit Ihrer Spende unterstützen.