Es war ein gelungener Auftakt für den Neustart des erfolgreichen Integrationsprojekts Sprachpartnerschaften: Nach den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie feierte das Projekt im Juli 2021 ein Sommerfest im Altstadtbad Krähenteich. Rund 40 Sprachpartner*innen genossen Live-Musik, ein internationales Buffet und die herrliche Kulisse. „Zum 15-jährigen Jubiläum des Projekts wollten wir unseren Ehrenamtlichen und Teilnehmenden etwas Besonderes bieten“ sagte die neue Projektleiterin Christine Wischmeyer. „Wir sind unseren engagierten Sprachpaaren sehr dankbar – zumal die letzten Monate viele Einschränkungen mit sich gebracht haben.“
Die Sprachpartnerschaften, gefördert von der Possehl-Stiftung und der Bluhme-Jebsen-Stiftung, haben sich neu aufgestellt. Neben Christine Wischmeyer, die bereits seit vier Jahren im Projekt mitarbeitet, sowie der langjährigen Mitarbeiterin Ute Rusch bereichert die gebürtige Iranerin Parva Soudikani das Projektteam. Bis zum Mai 2020 hatte sie das inzwischen ausgelaufene Projekt „Großeltern im Quartier“ im Stadtteilhaus Lübeck-St. Lorenz-Süd mit geprägt.
„Wir hoffen, dank Parva noch besser auf die Migrantinnen und Migranten zugehen zu können“ so die ausgebildete Kauffrau Christine Wischmeyer. „Gemeinsam wollen wir das Projekt auf eine neue Ebene stellen.“ So wollen die beiden Frauen künftig alle Einführungsworkshops für neue Projektteilnehmende gemeinsam gestalten, für die Migrant*innen soll es wieder eigene Veranstaltungen geben. „Zuletzt haben wir uns sehr auf die deutschsprachigen Teilnehmenden konzentriert und um sie geworben“, so Wischmeyer. Die Suche nach diesen gehe ungeachtet dessen auch weiter.
Bei den Sprachpartnerschaften geht es zunächst um den alltäglichen Gebrauch der deutschen Sprache. Das Konzept: Deutschsprechende treffen sich einmal in der Woche für rund zwei Stunden mit Migrant*innen, die bereits Grundkenntnisse in Deutsch besitzen. Unter dem Motto „Miteinander sprechen – voneinander lernen“ geht es aber auch um den menschlichen und kulturellen Austausch untereinander.
Schon seit 2011 engagiert sich etwa Kerstin Niederste-Werbeck als Sprachpartnerin und sagt: „Es gibt kaum eine bessere Gelegenheit, so viele verschiedene Kulturen kennenzulernen.“ Im Laufe der Jahre hat sie schon Sprachpartnerinnen und -partner aus Ägypten, Syrien, Afghanistan, dem Iran, Eritrea und Armenien gehabt.
Als so genanntes LOS-Projekt (Lokales Kapital für soziale Zwecke) auf Initiative der Migrationsberatung bei der Gemeindediakonie haben die Sprachpartnerschaften 2006 klein angefangen, waren nur für Menschen aus St. Lorenz-Süd gedacht und wurden vom Bundesfamilienministerium und der EU finanziert. Die ersten Partnerschaften bildeten vier Türkinnen und eine Einheimische sowie ein deutsches und ein russisches Ehepaar. Heute verzeichnet das Projekt rund 165 Sprachpaare aus mehr als 30 Nationen.
Auch die Sprachcafés für Projektteilnehmende und Interessierte finden wieder statt, jedoch inzwischen nicht mehr im Ev. Frauenwerk. Als neue Location hat sich die urige „Diele“ des Lübecker Jugendrings in der Mengstraße bereits bewährt. Einmal im Monat treffen sich die ehrenamtlichen Sprachpartner*innen, wenn sie wollen, zum Stammtisch im Hotel zur alten Stadtmauer, um sich über ihre Ideen und Anregungen zu ihren Sprachpartnerschaften auszutauschen.
Von 2021 bis Ende 2022 hat das Team 75 neue Sprachpaare vermittelt.