„Zwei Jahre voller Herausforderungen“

Von „Jahren voller Herausforderungen“ sowie „erschwerten Bedingungen aufgrund der Pandemie“ sprechen Cahide Mardfeldt und Maika Merz von der Migrationsberatung für Erwachsene (MBE) in ihrer Rückschau auf die Jahre 2021/22. „Besonders spürbar war, dass wir zeitweise die einzige durchgehend geöffnete Anlaufstelle für unsere Klientinnen und Klienten waren“, so Cahide Mardfeldt.

124 Ratsuchende sowie Begleitpersonen haben sich 2021 an die MBE gewandt, mit zwei halben Stellen haben die beiden Migrationsberaterinnen in diesem Zeitraum insgesamt 223 Fälle dokumentiert.

Dabei verzeichnete die Beratungsstelle erneut vermehrte Beratungsanfragen sowie eine wachsende Vielfalt der Beratungsanliegen. Viele der eingeleiteten und beratend begleiteten Integrationsprozesse seien zeitweise durch pandemiebedingte Maßnahmen und durch den Wegfall von Integrations- und Sprachkursen in Präsenz erschwert, verzögert und teilweise unterbrochen worden.

Erlernen der deutschen Sprache wichtigstes Ziel der Beratungsarbeit
Foto einer Broschüre des MBE

„Dabei ist das wichtigste Ziel unserer Beratungsarbeit das Erlernen der deutschen Sprache durch einen zeitnahen Zugang zu Integrationskursen, Berufssprachkursen und die Unterstützung bei der Suche nach weiterführenden bzw. ergänzenden Lernangeboten vor Ort“, wie Cahide Mardfeldt betont. Einigen Migrant*innen und insbesondere Analphabet*innen sei es sehr schwergefallen, online Angebote von Sprach- und Alphabetisierungskursen so wahrzunehmen, dass die angestrebten Fortschritte erzielt werden konnten. Zudem würden einige Personen und Familien noch immer nicht über die nötige Anzahl der hierfür geeigneten technischen Geräte verfügen.

„Aber nicht nur die erschwerte Erreichbarkeit der Behörden und Beratungsstellen belastete unsere Klientel und erschwerte den Beratungsalltag der MBE“, ergänzt Maika Merz. „Aufgrund der Pandemie gab es auch ein erhöhtes Aufkommen von Arbeitsplatzverlust und Kurzarbeit. Wir hatten zunehmend mit Klient*innen zu tun, die von coronabedingtem Alltagsstress, Traumata und diversen Folgeerkrankungen betroffen waren.“  Als positiv erlebten die Beraterinnen die enge Zusammenarbeit mit der Schuldnerberatung im Hause, dies habe den Klient*innen den Kontakt sehr erleichtert. Zudem heben sie die gute Vernetzung mit anderen MBE-Fachkräften hervor.

Die weiterhin gestiegene Wohnungsnot in Lübeck sei auch 2021/22 ein großes Thema gewesen. Insbesondere sei es dabei um Vermittlungsengpässe von Wohnraum mit Wohnberechtigungsschein, Mietenanstieg, vermehrte Kündigungen durch Vermieter*innen nach Eigentümer*innenwechsel, drohender Wohnungsverlust wegen Abriss oder anstehenden Sanierungsarbeiten sowie Umwandlung und Sanierung von bezahlbaren Mietwohnungen in Eigentumswohnungen gegangen. „Gerade Großfamilien leben oft in viel zu kleinen Wohnungen“, so Maika Merz. „Viele Klientinnen und Klienten müssen weiterhin in Gemeinschaftsunterkünften leben.“ Diskriminierungen durch private Vermieter*innen würden die ohnehin brisante Situation zusätzlich verschärfen. Die Notlage der 2.473 zugewanderten ukrainischen Kriegsflüchtlinge (im Zeitraum vom 1. Januar bis zum 9. September 2022, Quelle: Hansestadt Lübeck) verschärfte den Zugang zu Wohnraum zusätzlich.

Die Mitarbeiterinnen sehen es als Anerkennung ihrer engagierten und qualifizierten Arbeit an, dass sowohl das Bundesamt (BAMF) als auch die Gemeindediakonie mit einem hohen Eigenanteil die Migrationsberatung für Erwachsene weiter finanziert. Bereichsleiterin Cornelia Bauke betont: „Es ist so wichtig für die zugewanderten Menschen, dass wir das Beratungsangebot aufrechterhalten können.“

Glücksbringer an der Wand
Immer wieder schenken die Klient*innen den Migrationsberaterinnen kleine Glücksbringer. Die Dankbarkeit ist groß.
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