„Immer mehr Menschen in finanzieller Not“

Rasant steigende Energie- und Lebensmittel-Preise, dazu die Nachwirkungen der Corona-Pandemie: „Immer mehr Menschen geraten in finanzielle Not“, so die Arbeitsgemeinschaft der Schuldnerberatungsstellen.  

„… und plötzlich überschuldet“ war das Motto der Aktionswoche der Schuldnerberatung vom 30. Mai bis zum 3. Juni 2022. In Lübeck taten sich die vier öffentlich anerkannten Schuldnerberatungsstellen für einen gemeinsamen Infostand vor dem Verwaltungszentrum Mühlentor zusammen. Vertreter*innen der Beratungsstellen der Hansestadt und der Gemeindediakonie Lübeck sowie GATE Lübeck, pro Arbeit e.V. und Rechtsfürsorge e. V. Resohilfe waren am 2. Juni 2022 für alle Interessierten ansprechbar.

„Wir haben einen erheblichen Anstieg an Beratungsanfragen“, sagte die Teamleiterin der Schuldner- und Insolvenzberatungsstelle der Gemeindediakonie, Heike Kopsch-Patzke, im September 2022. „Momentan sind die erhöhten Lebenshaltungskosten erheblich spürbar und machen sich am Monatsende sowohl bei ALG II-Beziehern als auch bei Geringverdienern besonders bemerkbar. Es bestehen erhebliche Existenzängste, auch bei den Ratsuchenden, die in Vollzeit arbeiten.“

Die Ängste beträfen hauptsächlich die Energiekosten, die Mietzahlungen und die Lebenshaltungskosten; das Problem dabei sei auch, dass die angekündigten staatlichen Hilfen „nicht so ankommen, wie sie sollten“. So sei zum Beispiel die über den Arbeitgeber gezahlte Energiepauschale im Zweifel pfändbar, da der Gesetzgeber hierzu keine Regelung aufgenommen habe.

Um dem sehr hohen Beratungsbedarf auch während der Pandemie und etwaiger Homeoffice-Phasen gerecht zu werden, hat die Schuldnerberatung ihre IT umgestellt. „Das Land hat Webcams, Notebooks und eine spezielle Software für das Team finanziert“, berichtet Bereichsleiter André Weidmann. „Die neue Software trägt zur schnelleren Fallbearbeitung bei.“

Zahlen & Fakten
Für das Jahr 2021 verzeichnet die Schuldnerberatung 473 Beratungsfälle, dazu kommen rund 100 Kurzberatungen. 70 Prozent der Ratsuchenden sind über einen Zeitraum von mehr als 12 Monaten in Beratung. 39 Prozent der Klient*innen sind erwerbstätig, 41 Prozent von ihnen sind arbeitslos.
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