Die Ökumenische Bahnhofsmission Lübeck hat sich 2024 neu aufgestellt. Grund war die Situation am Hauptbahnhof, die sich aus Sicht des ehrenamtlichen Teams zuletzt verschärft hatte, erklärt die hauptamtliche Leiterin Nadine Düsenberg. Die beiden Träger der Bahnhofsmission, die Gemeindediakonie Lübeck und die Caritas Lübeck, hatten daraufhin die mehrwöchige Schließung im Frühjahr beschlossen.
„Für die Schließung gab es zwei Gründe“, so Nadine Düsenberg. „Zum einen hatte die Gästezahl vor unserer Fenster-Ausgabe stark zugenommen. Dort hatten wir seit der Schließung unseres Aufenthaltsraumes im Zuge von Corona Gäste mit Kaffee und belegten Brötchen versorgt.“ Doch der vermehrte Andrang sei irgendwann nicht mehr zu bewältigen gewesen.
„Der zweite Grund waren vermehrte Aggressionen im Umfeld des Bahnhofs, die auch unsere ehrenamtlichen Mitarbeitenden zu spüren bekommen haben“, so die Heilerziehungspflegerin. „Für uns war dann klar, dass es so nicht weitergehen konnte.“ In Abstimmung mit den Trägern habe sich das 17-köpfige Team daraufhin bewusst einige Wochen Zeit genommen, um gemeinsam ein neues Konzept für seinen Dienst zu entwickeln.
Die Ehrenamtlichen der Ökumenischen Bahnhofsmission Lübeck sind auch für Menschen in sozialen Notlagen da. Foto: Valeska Achenbach
Reisende und Gäste werden seitdem über das Fenster begrüßt, je nach Anlass werden diese dann in den Aufenthaltsraum gelassen. Es werden vorerst keine Lebensmittel und kein Kaffee „to go“ mehr ausgegeben, lediglich im Aufenthaltsraum wird Kaffee ausgeschenkt. „Wir konzentrieren uns wieder mehr auf unser Kernangebot: Ein heißes Getränk und ein Gespräch. Stellen wir dann fest, dass ein Gast weiterführende Hilfe benötigt, vermitteln wir die Person an die entsprechenden Fach- und Beratungsstellen weiter“.
Die Dienste werden grundsätzlich mit zwei bis drei Personen besetzt. Umsteigehilfen werden wie gewohnt nach vorheriger Anmeldung per Telefon oder per E-Mail angeboten. „Wir sind auch wieder am Bahnhof sichtbar und bieten Hilfen an“, so Nadine Düsenberg. „Raum für Gespräche und der persönliche Kontakt mit unseren Gästen ist uns sehr wichtig.“
Nach zwei Jahren: Tag der Bahnhofsmission gefeiert
„Offen für alle“ lautete das Motto des bundesweiten Tags der Bahnhofsmission am 15. April 2023. Auch in der Bahnhofshalle des Lübecker Hauptbahnhofs gab es nach zwei Jahren Corona-Pause wieder Aktionen der Ökumenischen Bahnhofsmission Lübeck. Das ehrenamtliche Team präsentierte sich mit einem Informationsstand, zudem gab es eine Fotoschau mit Porträts und Kommentaren einiger Gäste und ältere Fotos, die die frühere Arbeit der Bahnhofsmission zeigten.
Die Singer-Songwriterin Gesa D. sorgte für die musikalische Umrahmung. Die Künstlerin, die ihren Gesang selbst auf der Gitarre und der Geige begleitet, war bereits im Rahmen einer „Kulturfunken“-Aktion (siehe unten) zu Gast vor dem Ausgabe-Fenster der Bahnhofsmission und hat dort die Menschen begeistert.
Gesa D. sorgt mit selbst geschriebenen Songs zur Gitarre oder Geige für Unterhaltung und zauberte auch den Gästen der Bahnhofsmission ein Lächeln ins Gesicht. Foto: www.gesa-gesang.de
Musikalische Kulturfunken
2023 gab es ein besonderes, kulturelles Angebot für die Gäste der Bahnhofsmission. Im Rahmen der Kulturfunken hat die Musikerin Gesa D. monatliche Konzerte vor dem Fenster der Mission gegeben. Ihre selbst geschriebenen Songs kamen gut bei den Gästen an.
Dazu haben die Ehrenamtlichen für das leibliche Wohl gesorgt. Es gab Würstchen und Getränke. Die Aktion hat allen Beteiligten viel Freude bereitet.
Seniorenresidenz Timmendorf: Zweite Spende für die BHM
Bereits zum zweiten Mal durfte sich die Bahnhofmission über eine Spende der Kreativ-Gruppe in der Seniorenresidenz Timmendorfer Strand freuen. Aus dem Erlös des Weihnachtsbasars 2022 erhielt sie im März 2023 400 Euro. Erstmals nach Corona konnte die Spende persönlich übergeben werden, im Beisein der örtlichen Wochenzeitung „der reporter“.
Geschäftsführerin und Diakoniepastorin Dörte Eitel besuchte bei dieser Gelegenheit die Seniorenresidenz und freute sich über den herzlichen Empfang bei Kaffee und Kuchen. Im Namen der Bahnhofsmission übermittelte sie ihren Dank an die engagierten Frauen. „Die Spende kommt einem lange geplanten, so genannten Wunschwagen zu Gute“, erklärte sie, „auf dem Isomatten, Kissen, Hygieneartikel und ähnliches für die Gäste der Bahnhofsmission ihren Platz finden werden.“
Viele „Pfandhelden“ unterstützen die Bahnhofsmission
Bereits mehr als drei Jahre läuft das „Pfandheld“-Projekt der Bahnhofsmission. Es wurde 2021 von fünf Auszubildenden der Deutschen Bahn AG aus Lübeck, Hamburg und Kiel entwickelt.Die Idee: Reisende spenden ihre leeren PET-Flaschen und Dosen und werfen sie in die dafür ausgewiesene Sammelbox, das Leergut geben Ehrenamtliche der Bahnhofsmission dann im Getränkemarkt ab. Von dem eingenommenen Pfandgeld kauft das Team etwa Hygieneartikel, Getränke und Schlafsäcke für die Gäste oder auch besondere Gaben zu Weihnachten.
Nach dem Start in der Wandelhalle des Lübecker Hauptbahnhofs wurde sogar eine zweite Tonne in Travemünde aufgestellt. Dafür hatte der Ehrenamtliche Uwe Albus gesorgt. Jahreslang hatte er auch das Leergut zu einem Getränkehändler gebracht, der die großen Mengen zweimal in der Woche eigenhändig sortiert hat. „Leider wurde der bisher kooperierende Getränkemarkt geschlossen, nun suchen wir ganz dringend weitere Getränkemärkte, die uns unterstützen können“, bedauert Nadine Düsenberg. „Das ist ein ganz tolles Projekt, das wir unbedingt fortführen möchten. An dieser Stelle danken wir auch unserem bisherigen Kooperationspartner, der Getränkeland GmbH, sehr herzlich für die gute Zusammenarbeit.“
Uwe Albus hofft ebenfalls sehr, dass es weitergeht. „Das Pfandhelfen-Projekt liegt mir am Herzen, dafür möchte ich mich weiter engagieren“, so der pensionierte Kriminalbeamte. Aktuell kann die Bahnhofsmission nur eingeschränkt Flaschen annehmen, weil ein Abnehmer für die großen Mengen an Flaschen fehlt.
Filmdreh in der Bahnhofsmission
Für eine Semesterarbeit haben die drei Studentinnen der Sozialen Arbeit an der HAW in Hamburg, Neele Päsch, Elena Abramoski und Luise Miklis, einen Tag lang das Team der Bahnhofsmission begleitet. Daraus entstanden ist eine Mini-Doku, die verschiedene Perspektiven von Menschen in der Bahnhofsmission beleuchtet. Auch einige Gäste haben sich beteiligt und sich für ein Interview zur Verfügung gestellt.
Vielen Dank an die Filmemacherinnen!
Hier geht es zum Kurzfilm, der einen Einblick in die tägliche Arbeit der Bahnhofsmission vermittelt.
Die Bahnhofsmission ist Praktikumsstelle
Seit Oktober 2024 ist die Bahnhofsmission erstmals Praktikumsstelle für eine Studentin der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg (HAW).
Neele Päsch, gelernte Erzieherin, wird ein Semester ihres Studiums der Sozialen Arbeit in der Bahnhofsmission Lübeck verbringen. Nachdem sie bereits einige Wochen in der Bahnhofsmission hospitiert hat, freut sie sich nun auf eine spannende Zeit voller neuer Erfahrungen und interessanter Begegnungen.
Dank dieser Unterstützung konnte die Bahnhofsmission übrigens am 21. November 2024 ihren eigenen Instagram-Kanal @bahnhofsmission_luebeck freischalten und berichtet dort aus ihrem Alltag.