„Es ist für mich beglückend, Menschen auf ihrem Weg zu begleiten, zu erleben, wie sie sich öffnen und an einer positiven Veränderung ihrer Situation arbeiten“, sagt Brigitte Alheid. Seit 2009 gehört die Diplom-Sozialpädagogin, Systemische Paar- und Familientherapeutin, Erzieherin und Diakonin zum Team der ehrenamtlichen Paar- und Lebensberatung bei der Gemeindediakonie Lübeck. Zwei bis vier Paare oder Einzelpersonen pro Woche berät sie im Beratungszentrum Hüxterdamm. Sie sprechen mit ihr über Themen aus allen Lebensbereichen: „Sie kommen zum Beispiel, wenn eine Trennung im Raum steht“, so Brigitte Alheid, „sie sprechen über Verluste und Einsamkeit, berufliche Herausforderungen etwa beim Übergang in den Ruhestand, über Probleme in der Partnerschaft, Sexualität und Familienkonflikte. Auch gesundheitliche und psychische Belastungen und Erkrankungen spielen immer wieder eine Rolle.“
Der Leidensdruck der Menschen sei oft hoch, die Warteliste leider lang. „Es kann schon einige Monate bis zum Ersttermin dauern”, bedauert Brigitte Alheid. „Aber die Ratsuchenden kommen aus eigener Motivation, und die Beratung erfolgt auf Spendenbasis. Das ist eine sehr gute Grundlage für die Zusammenarbeit und eine erfolgreiche Beratung“, so die 57-Jährige, die im Hauptberuf als Lehrkraft an der Paul-Burwick-Schule, einem Förderzentrum der Diakonie Nord Nord Ost, arbeitet.
„Niemand spricht gerne über seine Schwachpunkte“, so Alheid, „ich habe große Hochachtung davor.“ Ihre Klient*innen seien „so bunt wie die Gesellschaft, sie kommen aus allen Altersstufen und allen sozialen Schichten. Das macht die Arbeit immer wieder sehr spannend und bereichernd.” Bei vielen Paaren spielten Kommunikationsprobleme eine große Rolle, so die systemische Beraterin, die neben Gesprächen auch gerne unterschiedliche Methoden wie das Familienbrett anbietet. Wichtig sei ihr, dass die Entscheidung immer bei ihrem Gegenüber liege.
Brigitte Alheid – hier mit Figuren aus dem so genannten Familienbrett – ist seit 2009 ehrenamtliche Paar- und Lebensberaterin bei der Gemeindediakonie Lübeck.
Wenn neue Klient*innen zu ihr kämen, wisse sie nie, was sie erwarte. In der Beratung lasse sie sich voll und ganz auf die Person ein. Den kleinen Tisch bei der Stuhlgruppe schiebe sie in der Regel beiseite: „Ich sitze den Menschen gerne offen gegenüber und sehe ihnen ins Gesicht. Und mit den Paaren nutze ich bevorzugt größere Räume, das tut gerade bei hochzerstrittenen Paaren sehr gut.“ Sie verstehe sich als Übersetzerin und Brückenbauerin: „Ich versuche zur Klärung beizutragen, unterstütze bei der Erarbeitung von neuen Möglichkeiten und einer besseren Verständigung.” Sie erhalte dafür viel positive Resonanz. Obwohl Brigitte Alheid in ihrem Ehrenamt mit Konflikten, Leid und Wut konfrontiert wird, strahlt sie beim Erzählen darüber Begeisterung aus.
Im Team der Paar- und Lebensberatung erlebe sie viel kollegiale Unterstützung: „Wir treffen uns regelmäßig zur Intervision und können uns dort austauschen und herausfordernde Fälle anonymisiert besprechen“, so Alheid, „dabei profitiere ich von der Expertise meiner sieben Kolleginnen und Kollegen.” Ihr Ehrenamt sei eine gute Ergänzung zu ihrer Arbeit an der Schule, wo sie Kinder und Jugendliche mit einer geistigen Behinderung unterrichtet.
Privat zeigt die Mutter zweier erwachsener Kinder noch an anderen Stellen ehrenamtliches und zivilpolitisches Engagement. Sie genießt ihren großen Garten und imkert dort mit eigenen Bienenvölkern. „Das ist wirklich faszinierend, das Zusammenspiel der bis zu 40.000 Bienen eines Volkes zu erleben und alle sich daraus ergebenden Aufgaben zu erlernen”, schwärmt Alheid. Mit ihrem Mann genießt sie „die wunderbaren Möglichkeiten für Reisen und kleine Ausflüge mit ihrem VW-Bus”. Denn, so merkt sie mit einem Lächeln an: „Auch die eigene Partnerschaft gilt es zu pflegen.“