Am 7. Dezember 2024 haben fünf Jugendliche mit Fluchterfahrung im Andreas-Wilms-Haus eine Werkschau zum Ende eines einjährigen Theaterprojekts gezeigt. Dieses entstand in einer Kooperation des Jugendmigrationsdienstes der Gemeindediakonie Lübeck mit dem Lübecker Theaterpädagogen und Psychodrama-Leiter Kai Kloß. Es wurde vom Lübecker Flüchtlingsforum unterstützt und von der Possehl-Stiftung, dem Kirchlichen Entwicklungsdienst (KED) der Nordkirche und der Bingo-Umweltlotterie gefördert.
Die fünf Teilnehmenden waren zwischen 12 und 18 Jahre alt und kamen aus Afghanistan, Syrien und dem Irak. Mit Unterstützung von Kai Kloß und dem Migrationsberater Abdulla Mehmud hatten die Darsteller*innen Gelegenheit, in szenischen Improvisationen auf Aspekte ihrer eigenen Biografien zurückzugreifen. „Da es bei dieser Arbeit außerordentlich wichtig ist, dass die Jugendlichen ihre inneren Grenzen wahren und nach außen deutlich machen“, so Kai Kloß, „wenden wir von Anfang an das Veto-Prinzip nach Maike Plath an. Die Teilnehmenden wechseln zwischen den Rollen der Führenden und Folgenden, leiten sich also gegenseitig im Spiel an. Alle, beide Projektleiter eingeschlossen, können so gleichwürdige Beziehungen anstreben.“
Theaterpädagoge und Psychodrama-Leiter Kai Kloß (oben) und Abdulla Mehmud vom Jugendmigrationsdienst der Gemeindediakonie Lübeck. Fotos: Carsten Görling (oben), Valeska Achenbach
Am Anfang seien die Jugendlichen noch „sehr schüchtern und unsicher“ gewesen, hatte Migrationsberater Abdulla Mehmud im Vorfeld der Aufführung berichtet. „Aber jetzt sind sie richtig mutig und selbstständig, freuen sich auf ihren Auftritt und wollen gerne, dass ihre Familien kommen. Außerdem möchten sie weitermachen mit dem Spielen.“ Der 1990 als Kurde aus dem Irak geflohene Mehmud, der früher schon interkulturelle Theaterstücke geschrieben und inszeniert hat, will seine Kontakte in der Lübecker Theaterszene nutzen und den jungen Menschen dabei helfen, sich als Laienschauspieler*innen weiterzuentwickeln.
Die Aufführung sollte nicht als fertiges Theaterstück verstanden werden, sondern lebte von der spontanen Improvisation. Neben der Sprache wendeten die Teilnehmenden auch Bewegung und Pantomime an. „Wir machen eigentlich dasselbe wie bei den Proben, nur mit Publikum“, hatte Kai Kloß angekündigt. „Es gibt ein großes ,Mischpult‘ aus vielen möglichen szenischen Elementen. Ein Vorschlag der Anleitung könnte lauten: ,Fliegen in Tempo drei und mit einem Geräusch in Lautstärke zehn, mit dem Gefühl der Aufregung‘.“
Der Eintritt zu der Werkschau war frei, die gesammelten Spenden kamen den jungen Darsteller*innen zugute.