Eine fortlaufend bessere Betreuungsqualität, eine ständige Fortbildung der Fachkräfte sowie ein neuer Schwerpunkt Inklusion: Das sind nur einige der Themen, für die sich die Pädagogische Fachberatung Kindertagespflege gemeinsam mit ihren Partnern in Lübeck stark macht. Außerdem hat das Team einen runden Geburtstag gefeiert und ist umgezogen.
Erfolgreiches Modell: Vertretung von KTP-Personen
„Aktuell gibt es inzwischen 31 mobile Vertretungspersonen, die mit 106 Kindertagespflegepersonen kooperieren (Stand: Oktober 2024). Das ist eine Auslastung von rund 42 Prozent“, sagt Claudia Haselbauer, Leiterin der Pädagogischen Fachberatung Kindertagespflege (KTP). Diese Zahl zeige, dass sich der durch die Hansestadt Lübeck finanzierte Auf- und Ausbau der Vertretung in der Kindertagespflege erfolgreich entwickelt. Im Sommer 2023 wurde bereits das Modell „Mobile Vertretung“ nach einer zweijährigen Pilotphase verstetigt.
Die Vertretungspersonen können jeweils bis zu sechs KTP-Personen bei ungeplanten Ausfällen vertreten. Damit eine gute Bindung gewährleistet ist, findet einmal wöchentlich pro Kooperation ein Kontaktbesuch statt. Das heißt, dass die mobile Vertretungsperson die Kindertagespflegestelle der Kooperationspartner*in aufsucht und einige Stunden den Betreuungsalltag der KTP-Person begleitet.
„Jährlich veranstaltet die Koordinierungsstelle Vertretung sechs Vernetzungstreffen, bei denen sich die Vertretungspersonen austauschen können und zu aktuellen pädagogischen und organisatorischen Themen auf dem Laufenden gehalten werden“, so Claudia Haselbauer. „Unter den Vertretungskräften sind auch ehemalige KTP-Personen im Ruhestand oder solche, die ihre Arbeit in der eigenen Kindertagespflegestelle aus anderen Gründen aufgeben. Auch aus den Qualifizierungskursen heraus melden sich immer wieder Interessierte.“
Ein weiteres Modell ist in der Erprobung. „Hier geht es um Vertretungsräume für die KTP-Personen, die in ihren eigenen Wohnräumen betreuen“, erklärt Haselbauer. Im Krankheitsfall der Kindertagespflegeperson kann deren Vertretung die Kinder in diesen speziellen Räumen betreuen. Anfangs waren für diesen Zweck in unterschiedlichen Stadtteilen zwei Stützpunkte eingerichtet worden, diese seien inzwischen mangels Auslastung wieder aufgelöst und durch die Vertretungsräume ersetzt worden.
Seifenblasen zum Geburtstag: 50 Jahre Kindertagespflege
„Gut betreut in Kindertagespflege“ hieß das Motto der bundesweiten Aktionswoche der Kindertagespflege vom 15. bis zum 21. April 2024, ausgerufen vom Bundesverband Kindertagespflege. In Lübeck haben die Pädagogische Fachberatung Kindertagespflege des Kitawerks und die Servicestelle Kindertagespflege am 17. April 2024 einen Aktionstag in der Lübecker Fußgängerzone veranstaltet.
An fröhlich gestalteten Infotischen vor dem Rathaus – inklusive Seifenblasen – konnten sich Passant*innen über die Angebote der Kindertagespflege in Lübeck informieren. Dabei schmückten auch Karten mit einer großen „50“ die Tische, denn die Kindertagespflege gibt es in diesem Jahr seit fünf Jahrzehnten. Am 1. Januar 1974 startete das erste Modellprojekt „Tagesmütter“.
Derzeit werden in Lübeck ca. 1.100 Kinder von 255 Kindertagespflegepersonen betreut. Diesen sowie den Eltern bietet im Auftrag der Hansestadt Lübeck der Verbund Kindertagespflege, bestehend aus der Diakonie Nord Nord Ost, der BQL – Berufsausbildungs- und Qualifizierungsagentur Lübeck und dem Kitawerk Lübeck, eine fachliche Anlaufstelle.
Fachtag im Zeichen von Vielfalt
Um „Vielfalt und Teilhabe“ ging es am 2. März 2024 beim jährlichen Fachtag des Verbundes Kindertagespflege Lübeck und der Koordinierungsstelle Qualitätsentwicklung in der Kindertagespflege. Das Thema war bewusst gewählt, da kurz zuvor die Kompetenzteams Inklusion in Schleswig-Holstein gegründet worden waren. Nach Auftakt der Veranstaltung wurde die Arbeit des multiprofessionellen Kompetenzteams Inklusion Lübeck vorgestellt.
Die fachliche Auswahl der Themen im Zeichen von Inklusion war vielfältig und wurde von externen Referentinnen professionell vermittelt. Der Vortrag „Autismus und Wahrnehmung“ etwa zeigte anschaulich und praxisnah auf, wie die Welt von Kindern mit Autismus Spektrums-Störungen wahrgenommen wird und welchen Herausforderungen sie täglich ausgesetzt sind. In der Workshop-Phase konnten sich die ca. 60 teilnehmenden Kindertagespflegepersonen und Mitarbeitenden des Verbundes Kindertagespflege mit den Themen „Hören und Hörschädigungen im frühen Kindesalter“, „Gebärdenspracheinsatz als Katalysator der Lautsprachentwicklung (0–3 Jahre)“, „Kultursensibles Handeln in der Kindertagesbetreuung und Elternkooperation“, sowie mit der „Motorischen und sensomotorischen Entwicklung von Kleinkindern“ befassen.
Im zweiten Teil des Fachtages beleuchtete der Vortrag „Auf die Haltung kommt es an“ die Frage, wie die eigene pädagogische Einstellung den Umgang und die Arbeit mit den Kindern beeinflusst.
„Wir haben viele positive Rückmeldungen zu unserem fünften Fachtag bekommen“, freut sich Claudia Haselbauer, Leiterin der Pädagogischen Fachberatung Kindertagespflege im Kitawerk, die neben Bettina Durt (BQL) und Margitta Petersson-Höppner (Kompetenzteam Inklusion) zum Vorbereitungsteam gehörte. „Unsere Teilnehmenden sind mit vielen wertvollen Denkanstößen und Anregungen nach Hause gegangen.“
Unter dem Dach des Kinderschutzzentrums
In den untergemieteten Räumlichkeiten des Kinderschutzzentrums Lübeck der AWO Schleswig-Holstein fühlt sich das Team der Pädagogischen Fachberatung Kindertagespflege (KTP) nach dem Umzug aus der Bäckerstraße bestens aufgehoben. Die Räume im ersten Stock des Hauses in der Ziegelstraße 2 teilen sich die inzwischen neun Beraterinnen mit den Frühen Hilfen des Kinderschutzzentrums, dem TIK (Traumapädagogik in Kindertagesstätten, in der Kindertagespflege und Familienzentren / in Grundschulen und Förderzentren) Schleswig-Holstein, der Erstberatung bei häuslicher Gewalt, dem geK (Solidarisches Gesundheitszentrum Lübeck gesundheitsKollektiv) sowie einer selbstständigen Hebamme. „Wir sind untereinander gut vernetzt“, sagt Teamleiterin Claudia Haselbauer. „Zweimal im Jahr kommen zudem die Kolleginnen und Kollegen aller Bereiche im großen Multifunktionsraum zusammen und tauschen sich aus.“
Zwei Doppelbüros mit insgesamt vier Arbeitsplätzen, die mobil besetzt werden, ein Besprechungsraum und eine stilvolle Wohnküche zur Mitbenutzung stehen dem KTP-Team zur Verfügung. Der geräumige Flur ist mit Teppichen und gemütlichen Sitzmöglichkeiten anheimelnd gestaltet. Denn aufgrund der anderen Beratungsstellen ist hier auch Publikumsverkehr.
Im KTP-Team wird nach wie vor viel mit dem Laptop mobil gearbeitet, da die Beraterinnen sehr häufig aufsuchend in den Räumen der Kindertagesspflegepersonen tätig sind. Die Büros werden dennoch wechselweise regelmäßig genutzt. Zu den Dienstbesprechungen kommen alle zusammen. „Das ist jetzt für uns jederzeit möglich und eine große Erleichterung“, so Claudia Haselbauer. Der Platz in der Geschäftsstelle des Kitawerks hatte zuletzt nicht mehr ausgereicht.